"Halt an!! Halt doch endlich an! Kannst du die Wand nicht sehen, auf die wir zurasen?"
Unaufhaltsam sieht der Verstand die Mauer näher kommen, doch niemand hält den Wagen an.
Es dauert eine Weile, bis nach dem Aufprall beide wieder zu sich kommen.
"Warum hast du nicht angehalten?!"
Traurig schüttelt das Herz den Kopf.
"Ich hab die Mauer nicht kommen sehen. Wieso hast du mir nichts gesagt?"
"Ich hab dich angeschrien! Hast du mich nicht gehört?"
"Nein.. Nein, ich hab nichts gehört.. Aber wieso sind wir schonwieder gegen eine Wand gefahren? Wieso sagst du mir nie, wenn ich vom Weg abkomme?"
Der Verstand schnaubt verächtlich und schüttelt besorgt den Kopf.
"Nicht sagen? Seit Wochen rede ich nur auf dich ein. Ich habe schon vor mehr als einem Monat bemerkt, dass wir uns verfahren haben, aber du wolltest nicht auf mich hören!"
"Du hastt mir nichts gesagt..."
"Ich HAB es dir gesagt!"
"Hast du nicht! Ich hätte es doch gehört! Du sitzt doch genau neben mir. Wie soll ich dich nicht hören?"
"Du hast mich nicht gehört."
Die Stimme des Verstandes ist ruhig und gelassen, den Gespräche wie diese haben die beiden schon so oft geführt.
"Aber der Weg schien so richtig. Alles fühlte sich so.. klar an. Ich verstehe nicht, wie ich nicht bemerken konnte, dass ich vom Weg abgekommen bin."
"Ich auch nicht.. Aber hab ich dir nicht gleich gesagt, das der Weg zum Glück beschwerlich ist?"
Eine Weile herrscht eine unangenehme Stille, in der niemand ein Wort sagt und das Herz gedankenverloren aus dem Autofenster starrt.
"Aber war es nicht trotzdem ein schöner Weg?"
"Und war es nicht auch ein ziemlich holperiger? Erinner dich an die vielen Schluchten. Die vielen Male, in denen wir so unruhig führen und uns nur mühasm auf der Strecke halten konnten. Und nun sind wir schließlich doch wieder an die Wand gefahren. Nun müssen wir wieder von vorne beginnen und einen neuen Weg finden..."
"Aber war es das nicht Wert?"
"Deine Wunden sind der Preis. Es ist deine Entscheidung ob der Weg die Wunden wert war..."
Nach einer weiteren langen Pause schüttelt das Herz schließlich den Kopf..
"Nein. Wagrscheinlich war er es nicht wert. Ich hätte auf dich hören sollen..."
Gerührt von den Worten des Herzens wird der Verstand schließlich weich und streichelt dem Herzen sanft über die Wange.
"Mach dir nichts drauß. Die Wunden heilen und das Glück läuft nicht weg.
Wir dürfen nur niemals aufgeben. Eines Tages werden wir beide den Weg zum Glück finden!"
Ja, leider ist es im Leben viel zu oft so. Doch oft ist der Weg auch so schön, man erlebt vieles, das einen prägt - positiv und negativ. Und was für mich am wichtigsten ist: Man kann am Ende immer sagen, man hat alles probiert, sein bestes gegeben. Das sind die Wunden meiner Meinung nach oft wert.
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